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Nicht mir mangelt es an Phantasie, sondern dem Leben. Erstaunlich, wie schnell es sich bereit zeigt, einer logisch geradeaus gedachten Anregung zu folgen. Ich brauche nur in einer Erzählung jemanden in die Gülle zu schicken, einen Abteilungsleiter abzusetzen oder einen langweiligen Liebhaber zu verabschieden, schon vollzieht sich das ganz real. Dabei hält die Realität nicht einmal die Anstandsfrist bis zum Erscheinen meiner Geschichten ein, so daß es mir schwer fällt, die tatsächliche zeitliche Aufeinanderfolge nachzuweisen. Ich bin bereit, an Eides Statt zu erklären, die Geschichten, in denen ich sterbe, habe ich vor meinem Ableben geschrieben, obwohl ich weiß, es ist sinnlos, weil mir wieder niemand glauben wird
Natürlich beunruhigt mich meine Gabe, Abläufe zu beeinflussen. Ich kann in meiner literarischen Produktion schließlich nicht ewig bei solchen Trivialitäten, wie "Männer vom Balkon werfen", stehenbleiben.
Gehe ich aber zu umfassenderen Themen über, ist gar nicht abzusehen, welche Katastrophen ich heraufbeschwöre, zumal sich bei mir bisher keine Tendenz zu Happy-Ends erkennen läßt. Ich ahne eine Zeit kommen, in der nichts mehr passiert, woran ich nicht schuld bin. Meine Urheberschaft an jeglichem Mißstand wird dann auch dem letzten einleuchten.
Ich gestehe, mich ängstigt meine ungeheure Macht so sehr, daß meine Hände beim Schreiben den Dienst versagen. Was natürlich auffällt. Wenn beispielsweise beim Ausfüllen amtlicher Formulare die Hand zittert oder wenn vor den Augen der gestrengen Obrigkeit die Unterschrift nur stockend fließt, da denkt sich doch jeder seinen Teil.
In dieser Situation ist es verlockend, andere für die peinlichen Erscheinungen verantwortlich zu machen. Das Krokodil im Haussee vielleicht. Den Zweiten. Oder den Papst. Aber das tue ich nicht, sondern sehe meinem Schicksal wieder gefaßt ins Auge.
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